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Sandberg | Über die Ausstellung

In der Galerie der Stadthalle Gersfeld (Rhön) fand vom 17. März bis zum 2. April 2017 meine Ausstellung Sandberg – Ein Dorf im Glanz der Nacht statt. Eigentlich wollte ich im Dezember 2015 eine spektakuläre nächtliche Wolkenformation aufnehmen. Aber die Wolken zogen zu schnell am Vollmond vorbei, so dass bei der notwendigen langen Belichtungszeit keine ausdrucksstarken Bilder entstehen konnten. Dann machte ich mich in der Nacht auf den Weg durch das kleine Bauerndorf. Und es blieb nicht bei diesem einen Streifzug …

Tagsüber ist Sandberg ein eher unscheinbares Bauerndorf. Viele Touristen und Bewohner der näheren und fernen Umgebung kennen es nur durch ihre Fahrt zum Parkplatz Kaskadenschlucht, einem beliebten Ausgangspunkt für Wanderungen zum Roten Moor und zum Heidelstein. Es gibt keine Geschäfte, und Sandberg kann weder mit einer Dorfkirche, einem Weiher oder historisch bedeutenden Bauwerken punkten. Im Wettbewerb Unser Dorf soll schöner werden hätte Sandberg keine Chance auf eine Platzierung. Aber in der Nacht entwickelt das Dorf seinen ganz eigenen Reiz. In diesen Stunden streifte ich oft allein durch das Dorf. Ganz ruhig, um seine Stille ja nicht zu stören. Dann kam es mir so vor, als würde das Dorf erwachen und beginnen, sich zu strecken und zu dehnen, Zwiegespräche in einer ganz eigenen Sprache zu führen.

Meine Fotografien zeigen eine fast geheimnisvolle Seite des Dorfes, die selbst seine Einwohner vermutlich noch nie so gesehen haben. Und so still, wie man denkt, ist es in der Nacht gar nicht. Manchmal knarrt es im alten Holz der Scheunen, ab und zu quietscht das Scharnier einer offenen Tür, vereinzelt dringen aus den Ställen Geräusche. In den Hecken kann es rascheln und schon von weitem hört man das leise Plätschern der kleinen Brunnen. Im Wind rauschen die Blätter der Bäume und gelegentlich erklingt der Entlastungsschrei einer Katze, die eine Maus gefangen hat oder das Maunzen eines Katers auf der Suche nach einem Liebesabenteuer. Natürlich kann man sich all diese Geräusche erklären, aber stimmen unsere Deutungen auch? Die Unruhe im Zwielicht zwischen Mondschein und Straßenbeleuchtung, die manchmal unheimliche Farbe, die das alte Dorf in der Dunkelheit annimmt, diese Melange aus fahlen Farben, schimmernden Fenstern und glänzenden Straßen, dies alles habe ich auf meine Weise sichtbar gemacht. Meine Fotografien porträtieren Sandberg auf eine ganz eigene, wie ich finde verblüffende Weise. Der Berliner Verleger Jochen Stamm kommentierte die Bilder kurz so: »Gespenstisch schöne Fotos. Stephen King würde sich die Hände reiben.«

Alle ausgestellten Fotografien sind hier zu sehen: http://detlefbluhm.de/portfolio-item/sandberg/

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